LUXURIöSE LUFTNUMMERN: FüNF CABRIOS UND ROADSTER IN KLEINSERIE - VON MERCEDES BIS PORSCHE

Die Zahl der Cabrios und Roadster geht beständig zurück. Doch das Geschäft mit luxuriösen Einzel- und Sammlerstücken läuft bestens. Nach oben offen sind da nicht nur die Kabinen, sondern auch die Preise -  erst recht, wenn die Stückzahlen limitiert sind. Fünf neue Beispiele.

Von wegen, die Luft für Open-Air-Modelle wird immer dünner. Man muss nur die Preise weit genug nach oben schrauben und im Gegenzug die Stückzahlen drücken, dann steigt auch wieder das Interesse an Cabrios und Roadstern.

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Während tatsächlich immer mehr vermeintliche Volumenmodell eingestellt werden und keinen Nachfolger bekommen, boomt das Geschäft mit luxuriösen Luftnummern für eine ausgewählte Gruppe an Open-Air Enthusiasten. Die fünf neuesten Frischluft-Spielzeuge und Sammlerstücke haben wir hier zusammengestellt.

Sie sehen sich zwar als die Gralshüter des automobilen Luxus, haben sich bei Manufakturarbeiten bis dato auf Lack und Leder beschränkt. Doch jetzt steigt auch Mercedes ins Geschäft mit exklusiven Kleinserien ein und macht mit dem Concept AMG Pure Speed Lust auf das erste Exemplar einer neuen Mythos-Reihe.

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Der offene Zweisitzer, den es nur 250 Mal geben soll, basiert auf dem neuen SL, der für das Sammlerstück aber neu eingekleidet wurde. So haben die Designer nicht nur die Nase im Stil des Supersportwagens AMG One umgestaltet und den Roadster seiner Rücksitze beraubt. Vor allem gibt es anstelle der Frontscheibe nur noch einen Windabweiser und wo bislang die A-Säule für Schutz gesorgt hat, installieren die Schwaben nun einen Überrollbügel, der vom sogenannten Halo aus der Formel 1 inspiriert ist.

Unter dem Blech dürfte es beim neuen Performance-Hybrid bleiben, der dank Plug-in-Baustein auf 816 PS kommt und damit als stärkster SL aller Zeiten gilt. Nur der Preis dürfte noch einmal kräftig steigen und deutlich über jenen 223.720 Euro liegen, die bislang für den teuersten SL fällig werden.

Neu ist die Idee übrigens nicht: Schon vor 15 Jahren haben die Schwaben einen Extrem-Roadster aufgelegt, um den Abverkauf des SLR zu beflügeln. Was damals wie einer hilflosen Marketing-Nummer wirkte, zahlt sich heute für die Besitzer aus: Die insgesamt 75 Exemplare SLR 722 Stirling Moss gehören heute zu den begehrtesten Mercedes-Youngtimern.

Genau wie Mercedes liebäugelt auch BMW neuerdings mit solchen Mini-Serien und hat als Teaser im Frühjahr das Skytop-Concept ins Rampenlicht gerückt, dem gute Chancen auf eine Klein-Serienfertigung nachgesagt werden. Technisch wäre das vergleichsweise leicht zu machen. Denn die Basis für den offenen Zweisitzer liefert der 8er BMW, den es bislang nur als Coupé, GranCoupé oder als viersitziges Cabrio gibt.

In Handarbeit haben die Designer das Auto nun aber zu einem Zweisitzer umgebaut und dabei viele Parallelen zum legendären Z8 verwirklicht - etwa die stark konturierte Motorhaube, die Niere am Bug oder die schlanken Heckleuchten. Auch beim Antrieb gibt es Parallelen. Denn genau wie seinerzeit der Z8 ist auch das Concept Skytop mit dem aktuell stärksten V8-Motor bestückt, den BMW im Regal hat. Waren das 2003 noch 400 PS, sind es heute allerdings 625 PS.

Wenn aus dem Konzept eine Kleinserie wird, dürfte allerdings der Preis umgekehrt proportional zur Stückzahl steigen. Wie weit, das will BMW noch nicht verraten. Doch ein bisschen mehr als die knapp 200.000 Euro für den offenen M8 werden es schon sein. Und zwar ein großes bisschen.

Bentley macht sein exklusivstes Auto noch exklusiver. Denn um dem Zwölfzylinder einen würdigen Abschied zu gewähren, bauen die Briten die letzten Exemplare in einer Kleinserie des Batur ein und kappen für den besseren Klang das Dach: Nachdem sie bereits alle 18 Exemplare des Coupés verkauft haben, sollen deshalb jetzt noch einmal 16 Exemplare als Cabrio folgen und den W12 mit dem Wind um die Wette säuseln lassen.

Der Preis liegt bei über 2,5 Millionen Euro und ist ohnehin nur ein grober Anhaltspunkt. Denn während sich der Batur die Technik mit dem bisherigen Continental GT teilt und als letzter Bentley den rentenreifen W12-Motor mit 750 PS bekommt, haben die Kunden viel Einfluss auf Materialauswahl und Oberflächendesign: Nicht nur das Verdeck sowie die sogenannte Airbridge über der einstigen Rückbank können individuell gestaltet werden. So lässt sich zum Beispiel auch der Innenraum mit rosegoldfarbenen Zierelementen aus dem 3D-Drucker bestücken.

Niemand brät seinen Kunden so viele Extrawürste wie Rolls-Royce. Nicht umsonst stecken schon in den "gewöhnlichen" Serienautos meist mehrere 100.000 Euro für Individualisierung. Doch ein paar Kunden haben Vorstellungen vom eigenen Fahrzeug, die weiter reichen als bis zu den Farben des Leders und der Maserung der Hölzer. Sehr viel weiter sogar. Deshalb bauen die Briten in steter Regelmäßigkeit echte Einzelstücke oft für zweistellige Millionensummen, die dann auch vollkommen individuelle Karosserien haben - wie zuletzt den Arcadia Droptail, das dritte Individual-Cabrio in Folge.

Das nach dem Reich zwischen Himmel und Erde aus der griechischen Mythologie benannte Cabrio basiert auf dem seligen Rolls-Royce Dawn, der für einen ungenannten Kunden aus Singapur zum Unikat umgebaut wurde, jetzt nur noch zwei Sitze hat und ein Heck wie eine Jacht. Dass die Briten dafür vier Jahre gebraucht haben, ist kein Wunder. Schließlich haben alleine die Holzarbeiten 8000 Stunden verschlungen und noch mal 1000 die Lackierung.

Dass der Preis angeblich irgendwo zwischen 20 und 30 Millionen liegen soll, ist auch keine Überraschung, wenn schon die Uhr im Cockpit mehr kostet als das Spenderfahrzeug.

Porsche hat das Geschäft mit dem individuellen Geschmack von allen deutschen Herstellern am professionellsten aufgezogen und dafür eigens ein Programm aufgelegt: "Sonderwunsch" heißt diese Fachabteilung für Extrawürste. Sie baut gemeinsam mit dem Kunden in einem oft mehrere Jahre währenden Prozess Einzelstücke mit voller Werkgarantie und verbriefter Historie. Wo ein Wille ist, so die Botschaft aus Stuttgart, da finden wir auch einen Weg. Und je steiniger der ist, desto teurer wird es eben.

Das jüngste Beispiel ist der 911 Speedster, den die Schwaben gerade auf der Monterey Car Week gezeigt haben: Er basiert auf der Generation 993, die bis dato ohne diese ansonsten sehr traditionelle Karosserievariante auskommen musste. Weil das aber sein Lieblings-Elfer war und alle anderen Speedster schon in seiner Sammlung stehen, hat der italienische Designer Luca Trazzi diese Lücke jetzt schließen und sich ein Cabrio als Werksunikat zum Speedster umbauen lassen - mit eigener Karosserie und einem individualisierten Antrieb.

Fünf Cabrios, die gehen müssen

Was der Spaß kostet? Darüber schweigen sie sich bei Porsche aus. Doch werden Beträge zwischen drei und sechs Millionen Euro kolportiert - fast noch wenig, verglichen mit einigen anderen Exemplaren in dieser Liste. Vielleicht liegt das allerdings auch daran, dass die Sonderwunsch-Kunden tatsächlich selbst mitarbeiten und den Preis durch Eigenleistung drücken. Der Auftraggeber des Speedsters hatte deshalb in Stuttgart nicht nur ein Büro und dafür auch einen Werksausweis, sondern stand für sein gelbes Schmuckstück auch eigens in der Lackierkabine.

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