AUTOINDUSTRIE: MERCEDES STEIGT BEI CHINESISCHER E-AUTO-MARKE DENZA AUS

Der Stuttgarter Autobauer stößt seinen verbliebenen Anteil an der Gemeinschaftsfirma mit dem chinesischen Elektrovorreiter BYD ab. Für Mercedes endet damit ein zehnjähriges Desaster.

Im weltgrößten Automarkt in China rühmt sich Mercedes-Benz seit Jahren, gleich drei bedeutende Partner beim Autobau an seiner Seite zu haben: den Pekinger Staatskonzern BAIC, den privatwirtschaftlich geführten Geely-Konzern und den Elektrovorreiter BYD. Nun haben die Schwaben jedoch den Pakt mit einem der drei fernöstlichen Großunternehmen aufgelöst.

Unbemerkt von der Öffentlichkeit ist Mercedes bereits im Sommer bei der chinesischen Elektroautomarke Denza ausgestiegen. „Im Juli 2024 hat sich Mercedes-Benz von seinem letzten Anteil an Denza getrennt“, bestätigte ein Unternehmenssprecher dem Handelsblatt. „Somit hält Mercedes-Benz keine Anteile mehr an Denza, und BYD ist alleiniger Anteilseigener“.

Zu den Details des Deals machte der Sprecher keine Angaben. Die aktuellen Denza-Modelle würden aber schon keinerlei Technik von Mercedes-Benz mehr beinhalten. Der Exit sei zudem von langer Hand geplant gewesen. Bereits bei einem Strategieupdate für Investoren vor mehr als drei Jahren im Juli 2021 habe der Dax-Konzern klargemacht, sich künftig auf sein Kerngeschäft unter der Marke Mercedes-Benz zu konzentrieren.

Noch im selben Jahr hat sich der Vorstand um Konzernchef Ola Källenius dann nach Angaben des Unternehmens dazu entschieden, sich von allen verbliebenen Anteilen an Denza zu trennen. Der Vollzug erfolgte dabei in zwei Schritten. Ende 2021 reduzierte Mercedes seinen Anteil an der Firma von 50 auf zehn Prozent. Jetzt vollzogen die Schwaben die endgültige Trennung.

Für Mercedes endet damit ein mehr als zehn Jahre andauerndes Desaster. Wunsch und Wirklichkeit klafften bei dem ehrgeizigen Projekt mit BYD seit jeher weit auseinander. Das ursprüngliche Ziel der Firmen lautete, der „erfolgreichste Hersteller von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben in China zu werden“. Das erste gemeinsame Modell, der Denza 500, sollte das „sicherste, zuverlässigste und bestdurchdachte“ Elektroauto sein, das in China für chinesische Kunden gebaut wird.

Doch der stark an die B-Klasse erinnernde Kompaktwagen floppte völlig. Von der Markteinführung 2014 bis zur Einstellung des Fabrikats gegen 2020 wurden lediglich 23.300 Stück verkauft. Kaum besser performte der Strom-SUV Denza X. Zwischen 2020 und 2023 wurden lediglich 9600 Einheiten der Baureihe an Endkunden ausgeliefert. Danach zogen die Eigentümer auch hier den Stecker.

Dabei war der Denza X ein durchaus gut gemachtes Auto. Die Arbeitsteilung klang vielversprechend: Mercedes lieferte Design und Technik, BYD produzierte das Modell und steuerte mit der Batterie eine Kernkomponente bei. Doch mit umgerechnet 40.700 Euro war der Denza X laut Szenekennern viel zu teuer bepreist. Darüber hinaus wurde das Modell vorwiegend in Showrooms von Mercedes-Händlern zum Kauf angeboten. Ins Umfeld einer Luxusmarke passte Denza aber mit seinen Mittelklassemodellen nie.

Mercedes und BYD haben über Kapitalerhöhungen, Gesellschaftsdarlehen und Bankgarantien seit Bestehen von Denza mehrere Hundert Millionen Euro in die Marke gepumpt. Doch erst seit BYD 2021 die völlige operative Kontrolle und 90 Prozent der Anteile bei Denza übernommen hat, lohnt sich der Aufwand allmählich. Denn BYD hat der Marke seither einen Neustart mit neuen Modellen, neuem Design und einer neuen Vertriebsstrategie verordnet.

Die Folge: Denza verkauft plötzlich Autos. Lag der Jahresabsatz der Marke in China noch 2021 bei lediglich 4900 Einheiten, waren es 2023 bereits 114.000 Fahrzeuge. Das belegen Zulassungszahlen des Automotive-Datenspezialisten Marklines, die dem Handelsblatt vorliegen. Insbesondere der Denza D9, eine Großraumlimousine mit riesigem Kühlergrill, erfreut sich als Plug-in-Hybrid großer Beliebtheit.

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