„DANN KOMMEN DIE AUTOS EBEN AUS CHINA“: FORD-AUFSICHTSRATSCHEF FORDERT FESTHALTEN AM AUS FüR VERBRENNERMOTOREN

Wenn jetzt am geplanten Verkaufsende gerüttelt werde, sei auch der Autoindustriestandort Deutschland als Ganzes in Gefahr, sagt Gunnar Herrmann. Die Ziele für Elektrofahrzeuge müssten bleiben.

Eindringlicher Appell an die Politik – und an die Kollegen: Der Aufsichtsratschef des US-Autobauers Ford in Deutschland, Gunnar Herrmann, hat vor einem Aufweichen des für 2035 geplanten Verkaufsendes für Neuwagen mit Verbrennermotor im Jahr 2035 gewarnt. „Wenn Sie an Wohlstand, an Wachstum und an die Zukunft glauben, dann lassen Sie die Ziele, wie sie sind“, sagte Herrmann der „Bild“. Andernfalls sei auch der Autoindustriestandort Deutschland als Ganzes in Gefahr.

Diejenigen, die jetzt noch eine Änderung der anvisierten Antriebswende hin zu E-Autos forderten, bewiesen vor allem, dass sie „keine Strategie haben“ und „jetzt zum lieben Gott beten, dass sie das alte Zeug weitermachen können“, sagte Herrmann. Wer die Entwicklung aussetzen wolle, gefährde den Standort. Denn „dann kommen die Autos eben aus China“.

Auf die Frage, ob chinesische Firmen schon bald in Deutschland produzieren werden, sagte der Autoboss: „Bei dem Tempo, das die im Augenblick an den Tag legen, wird das relativ zeitnah der Fall sein, dass sie ihre Werke hochziehen. Und das ist dann zumindest für europäische Hersteller ein weiterer Anfang vom Ende.“

Alle Auto-Konzerne haben Milliarden in die E-Auto-Produktion gesteckt, aber der Absatz von Batterie-Autos brach von Januar bis Juni um 16,5 Prozent ein in Deutschland, die Zulassungszahlen gingen um 14,5 Prozent zurück. Auch Ford Deutschland bekommt dies zu spüren. Die Kölner verkaufen kaum E-Autos, sie machen dem Bericht zufolge pro Auto etwa 44.000 Euro Verlust.

In den USA hatte Ford zuletzt die Markteinführung seines neuen Elektro-Crossovers verschoben. Zudem soll das Werk in Kanada, das für den Bau der Fahrzeuge vorgesehen war, für größere, benzinbetriebene Versionen seiner Pickups der F-Serie genutzt werden.

Ford-Manager hatten erklärt, die nächste Generation an E-Autos solle erst dann auf den Markt kommen, wenn damit Geld zu verdienen sei. Ford und andere US-Autokonzerne hatten in der Corona-Pandemie eine teure Aufholjagd zum Elektroauto-Vorreiter Tesla gestartet.

Herrmann sagte weiter: „Tempo ist angesagt, und hört auf zu debattieren. Guckt nach vorne, fragt den ein oder anderen Visionär in der Industrie. Und ich glaube, ihr kriegt die richtige Spur.“ Ihm fehle die Gesamtstrategie, der Mut zu großen Würfen. Auf den Vorsprung in Forschung werde „kein neues Wirtschaftsmodell aufgebaut“.

Herrmann kritisierte: „Dieser Stillstand, den wir gepflegt haben, der fängt an, sich böse zu rächen. Und ich warne wirklich inständig davor, immer wieder zu sagen ‚Ach nee, noch ein bisschen‘. Nein, Performance ist jetzt angesagt! Und das heißt: Wir gehen jetzt mal richtig an die Sache ran. Wir können das. Aber da muss natürlich auch eine Disziplin her, dass man diese Themen auch entsprechend angeht.“

Der Aufsichtsratschef warnte: „Die Klimaziele bis 2050, die sind nicht verhandelbar. Wir kriegen zu viele Indikatoren in dieser Welt aufgezeigt, dass wir wirklich was ändern müssen. (…) Da bin ich felsenfest, da bin ich viel zu sehr Ingenieur: Es gibt nichts, was wir nicht können! Wir können das und wir können das auch mit einer vernünftigen Kostenstruktur.“

In der E-Motortechnologie sei Deutschland sogar in Forschungstechnik absolut führend. „Da gibt es nur wenig Werkzeugmacher, die das beherrschen. Die würden sich die Finger lecken, wenn wir endlich mal in diesem Land einen Fortschritt triggern würden!“ (lem)

2024-07-26T08:17:56Z dg43tfdfdgfd