STROMNETZE ZU SCHWACH FüR ELEKTROAUTOS? BERLINER NETZBETREIBER REAGIERT

Elektroautos haben es auf dem deutschen Markt weiterhin schwer. Im April waren nur 12,2 Prozent der neu zugelassenen Autos elektrisch, wie neue Daten des Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) zeigen; Benziner lagen mit einem Anteil von 37,3 Prozent auf Platz eins. Auch der Anteil von Elektroautos am gesamten Bestand in Deutschland ist mit 2,4 Prozent weiterhin gering, und Plug-In-Hybride liegen nur bei 1,9 Prozent.

Warum verkaufen sie sich so schlecht? Der Wegfall der Kaufprämie spielt hier zwar eine Rolle, aber nicht nur. Das aktuelle Automobilbarometer 2024 des Finanzunternehmens Consors Finanz zeigt, dass ein wichtiger Grund für die Skepsis der Deutschen neben den hohen Stromkosten die Stromversorgung ist.

In Deutschland hielten es 74 Prozent der Befragten möglich, dass ein Elektroauto wegen steigender Strompreise zu teuer werden könnte. 62 Prozent machten sich außerdem Sorgen, ob sich überhaupt genug Strom für flächendeckende Elektromobilität erzeugen und über Netze transportieren lässt. Zum Vergleich: In China hatten nur 17 Prozent der Befragten Zweifel an einer ausreichenden Stromversorgung.

Auch in Deutschland ist diese Sorge unbegründet, sagt Sprecher des Berliner Grundversorgers Vattenfall auf Anfrage: „Am Strommangel wird es nicht liegen.“ Stattdessen komme es darauf an, dass der Strom auch verlässlich beim Verbraucher ankomme – hier seien vor allem die Betreiber der Stromnetze gefragt. „Es geht immer um die Netzinfrastruktur“, heißt es.

Die müsse in Berlin in den kommenden Jahren deutlich ausgebaut werden, so der Berliner Netzbetreiber. „Seit dem letzten Jahr kommunizieren wir, dass all die Veränderungen durch die Energiewende eine Verdoppelung der Netzkapazität in Berlin bis 2033 nötig machen.“ Das landeseigene Unternehmen will in den kommenden fünf Jahren mehr als zwei Milliarden Euro in die Erweiterung und den Umbau der Strominfrastruktur investieren.

„Der Strombedarf und die Anforderungen an unser Berliner Stromnetz werden durch die Umstellung auf E-Mobilität, die Wärmewende und den Solarausbau immens wachsen“, sagte auch Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey im April. Insgesamt müssen die aktuellen 2,2 Gigawatt Stromnetzkapazität innerhalb der nächsten zehn Jahre auf etwa 4,1 Gigawatt erweitert werden.

Auch die Ladeinfrastruktur in der Hauptstadt wird ausgebaut. Die Berliner Stadtwerke betreiben nach eigenen Angaben aktuell 620 Ladestationen für das Land Berlin, davon wurden 83 im Jahr 2023 neu aufgestelt. Daten für das Jahr 2024 werden laut einem Sprecher der Stadtwerke erst in der Jahresmitte ausgewertet.

Genug Strom ist also vorhanden, doch die anderen Sorgen der Deutschen werden nicht so leicht aus dem Weg zu räumen sein: 40 Prozent der Befragten nannten fehlende Reichweite als ein Argument, um sich gegen ein Elektroauto zu entscheiden. Für 46 Prozent war der durchschnittlich höhere Kaufpreis ausschlaggebend. Demnach ist auch eine weitere Schlussfolgerung der Studie nicht überraschend: 67 Prozent der befragten Deutschen gaben an, dass die Regierung einen Umstieg auf Elektroautos weiterhin fördern sollte.

Dann könnte sich die Mehrheit der befragten Deutschen vorstellen, ein Elektroauto zu kaufen. 30 Prozent der Befragten gaben an, den Kauf eines vollelektrischen Autos in Betracht zu ziehen, 24 Prozent bevorzugten einen Plug-In-Hybrid.

Zur Studie: Die Daten wurde von dem Marktforschungsinstitut Harris Interactive für Consors Finanz ermittelt. Dafür befragte das Institut zwischen Juni und Juli 2023 insgesamt rund 15.000 Menschen aus 16 Ländern im Alter zwischen 18 und 65 Jahren.

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