WELT OHNE PRIVATAUTOS: VERKEHRSFORSCHER üBERZEUGT VON SCHNELLBUS-SYSTEM FüR LäNDLICHE REGION

Verkehrswende

Welt ohne Privatautos: Verkehrsforscher überzeugt von Schnellbus-System für ländliche Region

Verkehrsforscher sind von einer Welt ohne eigene Pkw überzeugt. Zwei Wissenschaftler erklären ihre Einschätzung zur Zukunft von Privatautos vor allem in ländlichen Regionen.

Nürnberg/München – Irgendwann wird das Privatauto nur noch ein Relikt sein. Davon ist Harald Kipke von der Technischen Hochschule Nürnberg überzeugt. Der Verkehrsforscher glaubt an eine Welt ohne private Pkw, auch wenn das noch einige Zeit dauern und große Anstrengungen benötigen werde.

Wie BR24 berichtet, bedeutet Verkehrswende für Kipke, nicht nur in der Stadt auf das Auto zu verzichten. Der Mobilitätsforscher konzentriert sich vor allem auf ländliche Regionen, denn der öffentliche Nahverkehr in Städten wie München, Nürnberg oder Augsburg sei bereits sehr gut.

Verkehrswende in ländlichen Regionen: Verkehrsforscher in Nürnberg setzt auf System mit Schnellbuslinien

In den ländlichen Regionen seien die Bewohner derzeit auf ein Auto angewiesen. Hier sieht Kipke die Zukunft in einem System von eng getakteten Schnellbuslinien. Zwar sei in den vergangenen Jahren das Schienennetz in Deutschland kaum ausgebaut worden, allerdings seien überall Straßen vorhanden.

Aus diesem Grund kann sich der Forscher das Schnellbus-System gut vorstellen, heißt es in dem Bericht von BR24. Diese sollen aber weniger die kleinen Dörfer abfahren, sondern möglichst zügig die Ballungszentren oder größeren Bahnhöfe ansteuern.

Denn kleine Orte seien nur selten von großen Straßen entfernt, meint Kipke. Die Strecke zur nächsten Haltestelle könne also zu Fuß, mit dem Rad oder einem von der Gemeinde organisierten Kleinbus zurückgelegt werden. Der Wissenschaftler findet: Wenn das Angebot stimmt, sind die Menschen auch dazu bereit.

Welt ohne Privatautos: Energieverbrauch des Schnellbus-Systems im Vergleich zu eigenen Fahrzeugen

Wie BR24 berichtet, hat Kipke von der Technischen Hochschule Nürnberg den Energiebedarf seines Schnellbus-Systems für ganz Deutschland ausgerechnet. Dabei geht er von einem 30-Minuten-Takt aus, zu den Stoßzeiten von einem 15-Minuten-Takt und in der Nacht von einem 60-Minuten-Takt.

Damit komme Kipke insgesamt auf einen zusätzlichen Energieverbrauch von gut 70 Petajoule im Jahr. Das sind 70 Billiarden Joule (Joule ist eine Maßeinheit für Energie und bezeichnet den Energieaufwand, um eine Sekunde lang einen Watt Leistung zu verrichten) und entspricht damit etwa dem Energieverbrauch von allen Busfahrten und dem gesamten schienengebundenen Personenverkehr in Deutschland. Im Vergleich dazu beträgt der Energieverbrauch des motorisierten Individualverkehrs – also von Pkws und Motorrädern – im Jahr mehr als 1500 Petajoule.

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Mobilitätsforscher in München setzt auf Bedarfsverkehr mit autonomen Fahrzeugen

Auch Mobilitätsforscher Klaus Bogenberger von der Technischen Universität München setzt sich mit der Zukunft von Privatautos und dem öffentlichen Nahverkehr auseinander. Anders als Harald Kipke setzt er große Hoffnungen in die Automation. Denn beim öffentlichen Nahverkehr sei der größte Kostenfaktor das Personal, vor allem Fahrer von Bussen, Straßenbahnen und Zügen. Zudem würden in ganz Deutschland bis zu 90.000 Busfahrer fehlen – ebenfalls ein Problem beim Ausbau des öffentlichen Verkehrs.

Autonome Fahrzeuge würden nicht nur enorm Kosten einsparen, sondern wären auch zuverlässiger – davon ist Bogenberger laut BR24 überzeugt. Der Mobilitätsforscher glaubt ebenfalls nicht an Privatautos, in dem Fall eigene autonome Autos. Bogenberger glaubt an ein Angebot, bei dem sich Menschen von einem computergesteuerten Fahrzeug zu Hause abholen und zu ihrem Ziel bringen lassen können.

Von einem solchen flächendeckenden Bedarfsverkehr ist Kipke wiederum nicht überzeugt, denn hier würden die Menschen vom eigenen Auto lediglich auf ein anderes kleines Fahrzeug umsteigen. Außerdem würden die dann nötigen Leerfahrten zum Abholen von Fahrgästen weder die Straßen entlasten noch die CO2-Bilanz verbessern.

Auch wenn die beiden Forscher sich darüber einig sind, dass private Pkw künftig eine immer kleinere Rolle spielen: Zur Zukunft des öffentlichen Nahverkehrs ist wohl noch Vieles ungewiss. (lea)

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