ELEKTRO-LKW VON DAIMLER: ERSTE LANGSTRECKEN-E-LKW AB NOVEMBER VERFüGBAR

Ab November will Daimler Truck seinen ersten elektrischen Fernlaster in Serie bauen, Reichweite: 500 Kilometer. Einer Studie zufolge werden Diesel-Lkw bis 2040 von Deutschlands Straßen verdrängt.

Strom statt Diesel – die Elektrifizierung des Lastwagenverkehrs auf der Straße könnte bald Fahrt aufnehmen. Daimler Truck will seinen Elektro-Lkw Mercedes-Benz eActros 600 für die Langstrecke ab Ende November in Serie herstellen. Der Truck hat eine 600-Kilowattstunden-Batterie für eine Reichweite von 500 Kilometern ohne Zwischenladen. Am Tag seien damit Reichweiten von mehr als Tausend Kilometer möglich, wenn in den vorgeschriebenen Fahrerpausen zwischengeladen werde, so der Nutzfahrzeughersteller. Daimler Truck hat die Reichweite nach eigenen Angaben mit einem Gesamtzuggewicht von 40 Tonnen erreicht.

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Der Ferngüterverkehr macht rund zwei Drittel der CO2-Emissionen im gesamten Lkw-Verkehr aus. Bisher konzentrieren sich die Anbieter auf Elektronutzfahrzeuge für den innerstädtischen Lieferverkehr oder die Mittelstrecke. Dabei spielt die Reichweite keine so große Rolle wie für den Langstreckenverkehr. Für diesen gelten wegen des hohen Gewichts der Elektroakkus auch Brennstoffzellen-Lkw als aussichtsreich. Daimler Truck treibt die Brennstoffzelle als Antrieb im Gemeinschaftsunternehmen Cellcentric mit dem schwedischen Rivalen Volvo ebenfalls gemeinsam voran.

Den Mercedes-Benz eActros 600 hatte Daimler Truck bereits vor zwei Jahren auf der IAA angekündigt. Daimler Truck hat seit Verkaufsstart Ende vergangenen Jahres 2000 Bestellungen verzeichnet, auch die Absichtserklärungen liegen im vierstelligen Bereich.

Umstellen muss die Branche wegen strengerer Klimavorgaben. Das EU-Parlament und die Mitgliedstaaten haben sich Anfang des Jahres auf verschärfte Abgasregeln für schwere Nutzfahrzeuge über 7,5 Tonnen geeinigt, die ab 2030 auf den Markt kommen. So sollen die CO2-Emissionen in der neu verkauften Lkw-Flotte zwischen 2030 und 2034 um 45 Prozent gegenüber 2019 sinken. 2035 und 2040 werden die Anforderungen noch härter. Für Stadtbusse und gewerbliche Fahrzeuge wie Mülllaster oder Betonmischer gelten teils andere Regeln. Bereits kommendes Jahr müssen besonders schwere Trucks über 16 Tonnen im Schnitt mindestens 15 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen als 2019.

Studie: Elektrolaster werden Diesel-Lkw ab 2030 verdrängen

Davon, dass die Elektrifizierung der Straße voranschreitet, geht auch eine aktuelle Studie aus: Elektro-Lastwagen könnten in wenigen Jahren Standard auf deutschen Straßen werden und den Diesel-Laster bis 2040 fast komplett verdrängen, schreibt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC. Bereits 2030 werde mehr als jeder fünfte Lkw und Bus weltweit batterieelektrisch fahren, heißt es in der Analyse. 2040 könnten es dann bereits 90 Prozent sein. 2030 rechnen die Experten mit einem weltweiten Absatz von 600.000 E-Lastern, zehn Jahren später dann mit 2,7 Millionen pro Jahr.

»Nachdem der Transportsektor lange mit der Umstellung auf Elektro-Lkw gehadert hat, beobachten wir nun einen tiefgreifenden Wandel in der Branche«, sagt Jörn Neuhausen, Leiter Elektromobilität bei Strategy& Deutschland. Bis 2030 werde dabei der »Kipppunkt« erreicht, ab dem sich die Transformation der Branche »deutlich beschleunigen wird«, so Neuhausen. Wichtiger Treiber seien dabei die Vorschriften zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes von Lkw, die ab 2030 in allen wichtigen Weltregionen spürbar verschärft würden.

Techniksprung: Reichweite bald bei 900 Kilometern

Der Studie zufolge dürfte die Reichweite der E-Laster bis zum Ende des Jahrzehnts einen Sprung um 50 Prozent machen und von 600 auf 900 Kilometer steigen. Die Ladegeschwindigkeit werden sich sogar verdreifachen, die Preise für den elektrischen Antriebsstrang zugleich um zehn Prozent sinken. Im Ergebnis könnten Elektrolaster und -Busse dann wirtschaftlich sinnvoll im Fernverkehr und auf Linienverbindungen eingesetzt werden und wären in den Gesamtkosten sogar günstiger als Dieselfahrzeuge.

Das geht jedoch nur mit einem konsequenten Ausbau der Ladeinfrastruktur, mahnen die Studienautoren. Bis 2035 liege der öffentliche Investitionsbedarf in Europa demnach bei 6,1 Milliarden Euro, um 720 Ladeparks zu errichten und damit eine flächendeckende Ladeinfrastruktur zu schaffen. Hinzu kämen noch einmal 28,6 Milliarden Euro, die die Unternehmen selbst für etwa 28.500 eigene Ladepunkte aufbringen müssten.

Nach Berechnungen der Unternehmensberatung McKinsey muss der Anteil emissionsfreier Lkw an den neuen Verkäufen – ob mit Batterie- oder Brennstoffzellenantrieb – auf 40 Prozent steigen, damit die Ziele für 2030 erreicht werden. Zuletzt lag er noch unter zwei Prozent. Auch McKinsey sieht das Ladenetz als Nadelöhr. Schleppende Genehmigungsverfahren und Netzanschlüsse von Lkw-Ladeparks seien dabei aber große Hindernisse.

2024-09-16T11:15:39Z dg43tfdfdgfd